Allgemeines zum Thema Schule im 19. Jahrhundert im Kreis Herzogtum Lauenburg
 
 

Die Schulinspektion/Schulaufsicht im 19. Jahrhundert:
Die Volksschule wurde aus den folgenden Gründen im 19. Jahrhundert als Einheitsschulart für Alle eingeführt:

  1. Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht ab dem 6. bis zum 14. Lebensjahr
  2. Alphabetisierung der Bevölkerung,
  3. Nationalerziehung als Teil der Nation.
Die Finanzierung lag bei den Gemeinden und dem Staat. Die Schulaufsicht hatten bis 1870 die Kirchen.
Die Bildungsziele wurden wegen der Kosten und eventuell erzeugter Unzufriedenheit begrenzt. Zum Beispiel sah die Stundentafel in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts so aus: 12 Stunden Lesen und Schreiben, 6 Stunden Religion, 5 Stunden Rechnen, 3 Stunden Gesang und Kirchenlieder.

Gottesfurcht und treue Deutsche" - Die Volksschule und ihre Lehrer, 1850-1900

Nach der gescheiterten Märzrevolution der Bürgerlichen von 1848  wurde der Unterricht vereinfacht, die Lehrmittel reduziert und die Schulbudgets gekürzt, denn in einer zu hohen Bildung des Volkes wurde eine wesentliche Quelle für politische Unzufriedenheit und Auflehnung gesehen. Der durch Strafpädagogik zum Gehorsam gedrillte Untertan wurde zum Erziehungsziel. des herrschenden Adels

Damals wie heute sind die Lehrer beliebtes Gesprächsthema der Stammtische und Kaffeekränzchen, was viele Politiker für populistische Zwecke ausnutzen. Fehlverhalten und Fehlerziehung der Jugend werden den Lehrern angelastet, sie werden als "Faulenzer der Nation" beschimpft. Auf der anderen Seite aber werden die Klassenverbände wegen Einsparungen im Schulbereich immer größer, wobei die Lehrer am besten noch ganztags die Aufsicht und die Verantwortung für die Schüler übernehmen sollen.

Erschwerend kam für die Lehrer noch hinzu, dass sie für ihre Lehrtätigkeit ein kaum ausreichendes Entgelt erhielten. 1889 stellte die "Preuss. Lehrerzeitung" fest, "daß in vielen preußischen Lehrerfamilien nicht 30 Pf. täglich auf die Beköstigung einer Person gerechnet werden könne, ein Sümmchen, unter das nach der Versicherung der Regierung bei den Gefangenen nicht heruntergegangen werden kann. (...)

Dass die meisten Lehrer schlechter gestellt sind als Nachtwächter, Briefträger, Arbeiter u. v.a. ist bekannt. Um also eine Familie unterhalten zu können, mussten sich die Lehrer noch zusätzlich als Sekretäre, Gemeindeschreiber, Organisten, Kantor und Sänger, Küster, Kassierer und sogar Fleischbeschauer verdingen, wobei die kirchlichen Dienste oft so zeitaufwendig wie der Schulunterricht waren. Allerdings hatten Lehrer ihre (freie) Dienstwohnung am/im Schulgebäude, das stets auch angemessenes Gartenland besaß. Laut Lauenburgischer Schulordnung von 1757 hatte die Gemeinde auch für freie Feuerung (Torf oder Holz) zu sorgen und musste dem Lehrer gestatten, (s)eine Kuh auf die Gemeindeweide zu treiben. Hier das Bild eines Lehrers und Kantors um 1880:Neben"jobs" gingen natürlich zu Lasten der schulischen Erziehung. Im gesamten deutschen Raum kamen städtische Volkschulen leicht auf 100 Schüler pro Lehrer, in den ländlichen Gegenden lagen die Spitzensätze zwischen 180 bis 270 Schülern. Die Schulhäuser waren oft nur Provisorien mit fehlenden Aborten. Kein Wunder also, dass die Leistungsfähigkeit der Schüler unterstes Niveau war. Das führte zu Zeugnisbemerkungen wie: "Dumm und faul, tölpelhaft", "Verspricht nicht viel Gutes. Sittlich nicht zu loben. Roh!", "Hat weder Lust noch Lieb zum Lernen." Die körperliche Züchtigung mit der Rute oder einem Stäbchen war nur bei "gröberen Vergehen, welche Bosheit des Herzens zum Grunde haben" gestattet. "Alle sonstigen Züchtigungen der Schüler durch Ohrfeigen oder Schlagen auf den Kopf und in das Gesicht, Schütteln bei den Haaren, Ziehen an den Ohren, Niederstoßen, Aneinanderstoßen der Köpfe zweier Kinder u. dgl. sind verbotene Strafarten"

Besonders bei den beaufsichtigen Kirchen stießen die Lehrer mit ihrem Bestreben auf Widerstand, in der Kindeserziehung unabhängig zu werden und sich aus der Dienstbotenstellung gegenüber den Pfarrern zu befreien. So ernteten ihre Bemühungen von allen Seiten Anfeindung und Hohn. Von der Unbescheidenheit der Lehrer wurde gesprochen, sie als "neuheidnische Pädagogen" und "Umsturzmänner" beschimpft. Ein konservatives Blatt meinte: "Die Lehrer sind gespreizte Halbwisser geworden, bei denen das große Maul nicht den Mangel an Gehirn ersetzt, seit man ihnen Wohnungen gibt, die sie nicht zu möblieren wissen." Diese Attacken wurden wohl auch manchem Geistlichen zu viel. So schrieb Pfarrer Pankraz Heim 1852: "Die Götter müssen den gehasst haben, den sie zum Lehrer machten."